Erfahre, wie du möglichst einfach und kosteneffizient ein professionelles Voice-Over erstellst. Dazu gehört:
Zur Vorbereitung der Aufnahme habe ich eine kleine Checkliste, bestehend aus vier Schritten, erstellt. Danach erfährst du, wie du die Aufnahme technisch und kostenlos (mit Audacity) durchführst und wie du außerdem das beste aus deiner Stimme herausholst.
Abschließend zeige ich dir noch, wie du das fertige Voice-Over veredelst, sodass es absolut professionell klingt – wie bei einem Podcast oder einer Stimme im Radio eben.
Checkliste: Bereite die Voice-Over-Aufnahme in 4 Schritten vor
Vorbereitung ist alles und auch nicht ganz ohne. Doch wenn du hier sorgfältig vorgehst, dann ist die Aufnahme selbst ein Klacks. Diese vier Schritte solltest du hierbei befolgen:
- Sprechertext für dein Voice-Over vorbereiten
- Aufnahme-Software wählen und herunterladen
- Mikrofon wählen und ggf. bestellen
- Aufnahmeort für deine Voice-Over-Erstellung bestimmen
1. Sprechertext für dein Voice-Over vorbereiten
Bereite den Sprechertext sorgfältig vor. Es sei denn du hast bereits einen Text vorliegen, den es lediglich einzusprechen gilt. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist dein erster Schritt ein Text bzw. ein Skript zu schreiben. Bei vielen Videos wirkt es so, als hätte der/die Sprecher*in frei von der Leber weg gesprochen. Aber lass dir gesagt sein: Jedes gute Voice-Over ist vorgeschrieben. Ansonsten läufst du Gefahr, schnell ins Stocken zu kommen, “Ähms” von dir zu geben, Dinge zu vergessen oder auch unnötig zu wiederholen.
Eine Regel für Sprechertexte ist: Schreibe so, wie du wirklich sprichst. Lies den Text vor der Aufnahme unbedingt laut vor und prüfe ihn auf Natürlichkeit. Klingt er authentisch oder doch ein bisschen künstlich? Dann solltest du ihn noch einmal umschreiben.
Lies dieses Beispiel doch einmal laut vor:
Don’t: Camille führte eine Umfrage durch, um zu evaluieren, worin das Hauptproblem begründet ist. (So würdest du nicht sprechen!)
Do: Camille hat eine Umfrage durchgeführt, weil sie ‘rausfinden wollte, wo das eigentliche Problem liegt.
2. Aufnahme-Software wählen und herunterladen
Wähle eine passende Aufnahme-Software aus, mit der du aufnehmen möchtest. Ich – als professionelle Sprecherin – nutze Studio One. Das ist allerdings eine kostenpflichtige Software. Sie macht es möglich, ein schon fertiges Video in das Programm zu laden, und während das Video läuft, zeitgleich darüber zu sprechen. Wenn das Video schon vorhanden ist, dann ist diese Funktion Gold wert.
Wenn du auf der Suche nach einer kostenfreien Software für deine Voice-Over bist, dann empfehle ich dir Audacity. Ein einfaches Aufnahme-Programm, das sowohl mit Windows als auch mit Mac läuft. Ich werde dir unten erklären, wie du mit diesem Programm einfach aufnehmen kannst.
Herunterladen kannst du das Programm über die Seite von Audacity für dein individuelles Betriebssystem.
3. Mikrofon wählen und ggf. bestellen
Entscheide dich für ein Mikrofon. Soll dein Video professionell klingen, dann lohnt es sich ein externes Mikrofon zu kaufen und nicht das in deinen Computer oder Laptop integrierte Mikro zu nutzen. Hier kommt es ganz auf dein Budget an.
Preise für solide Mikros starten schon bei um die 30€, nach oben gibt es keine Grenzen. Ich selbst nutze das Neumann TLM 102, das bei etwa 550€ liegt. Das nutze ich für meine Sprach- und Gesangsaufnahmen. Hierfür brauche ich allerdings ein sogenanntes Interface, um es am Laptop anschließen zu können. Das ist eine Schnittstelle mit einer eigenen integrierten Soundkarte.
Für den Anfang empfehle ich ein einfaches USB-Mikrofon, das sich ohne extra Schnittstelle an deinen Laptop anschließen lässt. Vorausgesetzt, dein Computer hat einen USB-Anschluss. Das uhuru für um die 60€ beispielsweise ist top bewertet und lässt sich ganz einfach installieren und an deinem Schreibtisch befestigen. Schaue dir gern die Bewertungen auf Amazon zum Mikro an und überzeuge dich selbst.
4. Aufnahmeort für deine Voice-Over-Erstellung bestimmen
Dieser Punkt wirkt fast offensichtlich: Wähle einen ruhigen Ort für die Voice-Over-Erstellung. Also einen, an dem vielleicht nicht Kolleg:innen oder die Familie sich unterhalten oder eine Baustelle vor dem Fenster in vollem Gang ist.
Auf einen Punkt solltest du aber auch noch achten, um ein möglichst professionelles Voice-Over zu erstellen: Kein Hall- oder Raumklang (zumindest sollte er minimal sein).
Als professionelle Sprecherin mit eigenem Studio habe ich eine perfekte Ausgangslage für “trockene” Aufnahmen. Wähle am besten einen Raum, der nicht allzu groß ist, bzw. einen, der vollgestellt ist. Messis sind hier ganz klar im Vorteil.
Hohe und glatte Wände oder viele Fenster hingegen sind keine gute Voraussetzung.
Die Aufnahme und deine Stimme
Der Text steht, die Software ist heruntergeladen, dein Mikro ist gewählt und du sitzt oder stehst an einem ruhigen Aufnahmeort. Dann kannst du jetzt mit der Aufnahme loslegen.
Einfach aufnehmen mit Audacity
Bevor du den roten Aufnahme-Knopf drückst, überprüfe in den Einstellungen, ob deine Geräte – falls vorhanden – richtig verknüpft sind. Wenn du also Kopfhörer oder eben ein externes Mikrofon hast, wähle diese für die Aufnahme aus:
Unter Einstellungen > Geräte > Wiedergabe > Gerät wählst du Kopfhörer aus oder belässt es bei deinen PC-Lautsprechern.
Unter Einstellungen > Geräte > Aufnahme > Gerät wählst du dein Mikrofon aus.
Für die Aufnahme deines eigenen Voice-Overs sind die hier abgebildeten Schaltflächen im Steuermenü die Wichtigsten für dich. Mit dem roten Kreis ganz rechts startest du die Aufnahme. Stoppen kannst du sie mit dem hier ausgegrauten Quadrat.
Ein Tipp: Die Aufnahme kannst du noch einfacher mit dem Antippen der Leertaste stoppen.
Möchtest du die Aufnahme anhören, dann springe erst einmal zurück zum Anfang. Rechts neben Stopp, findest du die Zeichen, die dich entweder zum Anfang der Aufnahmespur springen lassen (links) oder zum Ende (rechts).
Springe also zum Anfang und drücke auf das grüne Wiedergabe-Dreieck, sodass die Aufnahme abgespielt wird. Möchtest du pausieren, dann drücke auf den ersten Knopf, also den Pausenknopf, mit den zwei Strichen drauf.
Eigentlich ganz einfach, oder? Probiere gern etwas herum und teste, wie deine Stimme klingt. Du musst die Aufnahme selbstverständlich nicht in einem Rutsch erledigen. Nimm zum Beispiel vorerst einzelne Absätze auf und schaue, wie es läuft.
Du kannst immer wieder stoppen und neu ansetzen, indem du erneut eine Aufnahme startest. Wenn du an einer bestimmten Stelle wieder ansetzen möchtest, dann gehe mit dem Cursor bzw. dem Auswahlwerkzeug (siehe im folgenden Bild oben links) in die Aufnahmespur und klicke auf diese Stelle. Dort erscheint dann eine dünne vertikale Linie – genau an dieser Linie startet dann deine neue Aufnahme.
Wenn dir einzelne Aufnahmen nicht gefallen oder du zu lange Pausen hast, dann kannst du sie natürlich auch wieder löschen.
Dazu gehe mit dem Cursor in die Aufnahmespur, klicke und ziehe den Bereich, den du löschen willst. Dieser Bereich erscheint dann hell wie auf dem Bild. Mit der Entfernen-Taste auf deiner Tastatur löschst du den ausgewählten Ausschnitt.
Klickst du die Aufnahmespur ganz oben im hellgrauen Bereich an und hältst die linke Maustaste gedrückt, kannst du die einzelnen Teile in der Timeline verschieben. (Timeline nennt man das Feld, in dem die Aufnahmespuren entstehen).
[i] Vergiss nicht, dein Projekt abzuspeichern und zwischendurch auch mal Zwischenspeicherungen zu machen. Es kann ja immer mal passieren, dass der Computer abschmiert. Datei > Projekt speichern > Projekt speichern.
Technisch bist du jetzt top vorbereitet, aber wie sieht es mit deiner Stimme aus?
5 Tipps für eine professionelle Stimme
Zu Anfang ist es meist etwas ungewohnt, die eigene Stimme als Audio-Aufnahme zu hören – vielleicht erinnerst du dich an die ersten Sprachnachrichten, die du mit WhatsApp & Co verschickt hast. Das fühlt sich erst einmal merkwürdig an, weil die eigene Stimme im Kopf anders klingt, als andere sie wahrnehmen.
Hier sind ein paar Tipps, die dir helfen, deine Stimme während der Voice-Over-Aufnahme richtig einzusetzen:
1. Sichere Stimme: Die Aufnahmen sind wahrscheinlich deine ersten. Zu Anfang ist man meistens noch sehr unsicher. Die Sicherheit kommt vor allem mit der Zeit und der Erfahrung. Deshalb erstens: Übung macht den/die Meister*in und zweitens: Bereite dich vor. Lerne das Skript kennen, sodass du textsicher bist. Das hilft dir für die Voice-Over-Aufnahme enorm. Auch wenn du Absatz für Absatz durchgehst, bevor du in einzelnen Schritten die Aufnahmen machst.
2. Langsam sprechen: Wenn wir in neuen, ungewohnten oder auch für uns unangenehmen Situationen sind, dann neigen wir zur Hektik, nach dem Motto: Ich bring’ es schnell hinter mich. Wirke dem bewusst entgegen: Nimm dir für die Aufnahme Zeit. Sprich langsam, sodass die Hörer*innen am Ende ein verständliches und angenehmes Voice-Over anhören können.
3. Richtig und gezielt atmen: Atme vor der Aufnahme ein bisschen durch. Atmen vergisst man bei der Aufnahme tatsächlich schnell mal. Manchmal kann es sogar helfen, wenn du dir im Skript, das du einsprichst, kleine Häkchen für Pausen machst, in denen du gezielt atmest. Versuche außerdem den Atem tief in den Bauch “fallen zu lassen”, anstatt nur oberflächlich Luft zu holen. Am einfachsten geht das, wenn du während der Aufnahme stehst oder ganz aufrecht sitzt.
4. Die Stimme pflegen: Die Stimme muss geschmeidig sein und es soll schließlich angenehm sein, deinem Voice-Over zu lauschen. Eine klare Aufnahme entlarvt jeden noch so kleinen Klang, wie beispielsweise unerwünschtes Schmatzen. (Wenn du Fest & Flauschig-Hörer*in bist, dann weißt du, wovon ich spreche). Schmatzen kannst du beispielsweise durch ein paar Schlückchen Wasser beseitigen. Kratzt deine Stimme, dann helfen Salbeibonbons und Ingwertee mit Honig.
5. Authentisch klingen: Einfacher gesagt als getan. In ein Mikrofon zu sprechen, ist nunmal nicht so alltäglich, wie mit Kolleg*innen oder Freund*innen zu sprechen. Manchen hilft es aber, sich vorzustellen, diese genau bei der Aufnahme zu visualisieren. Sprich das Voice-Over so ein, als wäre das Mikrofon dein/e Freund*in und du würdest es ihr oder ihm direkt erzählen. Vielleicht hilft es dir auch hier, sich das Ganze als Sprachnachricht an eine Freundin vorzustellen.
Nachbearbeitung deines Voice-Overs und Export in Audacity
Die Nachbearbeitung oder das sogenannte Soundmixing deiner Aufnahme rundet dein selbst erstelltes Voice-Over ab. Das Ziel war, während der Aufnahme einen möglichst trockenen Klang zu haben. So hast du die optimale Ausgangssituation, um diesen sauberen Sound zu bearbeiten.
Manche Programme haben schon “Presets” (vorgefertigte Stimmbearbeitungen) für Stimmaufnahmen, was sehr praktisch sein kann. Ich zeige dir aber, welche zwei Effekte für Voice-Over am allerwichtigsten und auch in Audacity verfügbar sind: Der Kompressor und der Equalizer.
Ich möchte erwähnen, dass das Thema Audiobearbeitung beziehungsweise Soundmixing ein riesiges Fachgebiet für sich ist. In diesem Beitrag zeige ich dir also die Basics, die vorerst absolut ausreichend sind. Wenn du tiefer ins Thema Audiobearbeitung eintauchen möchtest, dann musst du nur “Audiobearbeitung in Audacity” bei YouTube eingeben, und du wirst eine Vielzahl an Tutorials finden.
Kompressor – für eine gleichmäßige Lautstärke deines Voice-Overs
Um Effekte in Audacity anzuwenden, musst du erst die Aufnahme durch Klicken und Ziehen anwählen und anschließend den gewünschten Effekt auswählen.
Den Kompressor findest du unter Effekte > Lautstärke und Kompression > Kompressor.
Für mich klang die Grundeinstellung ziemlich gut, sodass ich sie genauso belassen habe und mit dem Feld “Anwenden” oben rechts im Kompressor-Fenster bestätigt habe.
Equalizer – für einen besseren Klang deines Voice-Overs
Der Equalizer ist ein bisschen komplexer beziehungsweise erfordert eine individuelle Anpassung.
Um den Equalizer, kurz EQ, zu nutzen, gehe erst genauso vor wie beim Kompressor. Wähle also die zu bearbeitende Audiospur aus und gehe dann über Effekte > EQ und Filter > Filterkurve-EQ.
Es öffnet sich ein Fenster mit vielen Linien, was erstmal etwas überwältigend wirkt. Um dich nicht mit Fachwissen zu überhäufen, halte ich es hier einfach.
Baue die Kurve nach, wie sie im Bild unten aufgebaut ist. Durch das Anklicken der blauen Linie kannst du kleine Punkte setzen und die Linie nach oben oder unten ziehen.
Audiodatei in Audacity exportieren
Denn dein Voice-Over soll ja unter dein Video gelegt werden oder aber Basis für dein Video werden. Dafür brauchen wir die Audiospur als Mp3 oder als WAV-Datei.
Gehe dafür auf Datei > Exportieren > Als MP3 exportieren/Als WAV exportieren. Anschließend nur noch die Datei benennen, den Speicherort festlegen und “sichern”. Anschließend öffnet sich noch einmal ein Fenster, das du einfach mit “OK” bestätigen kannst. Fertig ist dein eigenes professionelles Voice-Over.
Herzlichen Glückwunsch!
Probiere doch auch gern mal einen Voice-Over-Generator aus. Den Besten habe ich genau unter die Lupe genommen. Ich habe den Generator einen Text einsprechen lassen, den ich anschließend selbst aufgenommen habe. Generator gegen Mensch – wer gewinnt?
Noch ein Hinweis zum Schluss: Du hast die Möglichkeit, mich als professionelle Sprecherin zu buchen. Dafür kannst du mich kontaktieren – ich stehe dir sehr gern mit Rat und Tat zur Seite.